Ornithologisches Forum  

 

Pressemitteilung:
Ornithologische Rarität im nördlichen Kraichgau
Dem Helmstadter Vogelkundler und bekannten Vogelstimmenexperten Walter Edler ist es erstmalig gelungen, in Baden-Württemberg eine neue Vogelart nachzuweisen. Es handelt sich um den Sprosser (Luscinia luscinia) eine Zwillingsart und östlichem Verwandten der Nachtigall. Der Sprosser ist der Nachtigall (Luscinia megarhynchos) sehr ähnlich. Er ist oberseits rötlich bis olivbraun gefärbt, die Flügel- und Schwanzfedern sind dunkelrötlich bis braun. Insgesamt ist der Sprosser etwas dunkler und weniger farbintensiv als die Nachtigall.
Im Feld ist der Sprosser rein optisch kaum von der Nachtigall zu unterscheiden, auch der Reviergesang der Männchen ist dem der Nachtigall ähnlich. Er wird bei Tag und hauptsächlich nachts vorgetragen. Er ist sehr melodisch, abwechslungsreich und kräftig, ihm fehlt jedoch im Allgemeinen das für die Nachtigall typische „Schluchzen". Der Gesang dient hauptsächlich der Revierabgrenzung und dem Anlocken der Weibchen.
Sein Brutgebiet erstreckt sich von Ost- und Nordeuropa bis nach Zentralasien. Im Südosten Europas kommt der Sprosser als Brutvogel bis zum Schwarzen Meer vor. Er überwintert im östlichen Afrika südlich der Sahara.
Walter Edler hat den Gesang des Männchens nachts im Original aufgenommen, womit auch der Rufnachweis festgehalten ist. Bestätigt wurde dies durch den Vorsitzenden des Deutschen Waldvogelverbandes LV-Baden-Württemberg Herbert Geitner, sowie dem Sinsheimer Naturschutzwart und Ornithologen Jürgen Ebert. Ob der Sprosser den Kraichgau als künftiges Brutgebiet auserkoren hat, kann erst wieder im nächsten Frühjahr durch Rufnachweise festgestellt werden. Denn zu sehen bekommt man den Vogel so gut wie nie.
Dagegen hat sich die Population der Nachtigall positiv entwickelt. Nach jahrelangem Rückgang hat diese wieder leicht zugenommen.
Leider ist der Bestand von anderen Singvogelarten in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Das hat vielerlei Gründe. Hauptsächlich ist dies jedoch auf die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume zurückzuführen. 

 
„Die Vögel verhungern teilweise"
Frühjahrsputz in den Nistkästen: Vogelkundler Walter Edler bedauert den Rückgang der Singvögel.
Helmstadt-Bargen. (cba)
„Welch ein Singen. Musiziern. Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern". Die Strophe des bekannten Frühlingsliedes kennt wohl jeder. Einer, der die Gefiederten der Lüfte auch an ihrem Gesang erkennt, ist der 76-jährige Walter Edler, seit seiner Kindheit Vogelfreund und seit fünf Jahrzehnten "praktizierender" Hobbyornithologe. Ganz konkret wird seine Liebe zu Amsel. Drossel, Fink und Star immer bei Frühlingsanfang bei seiner Inspektion der 303 Nistkästen rund um die Helmstadter Gemarkung.
Fast zwei Wochen war er wieder unterwegs, hat die Leiter geschultert und die Ohren gespitzt. Ein Kontrollgang in Feld und Flur, um die Vogelkästen vom Nistmaterial des vergangenen Jahres, in dem sich Parasiten breitmachen, zu reinigen. Was er dabei feststellt, stimmt ihn traurig und nachdenklich: „Der Bestand der heimischen Singvögel hat rapide abgenommen". Zum einen macht er den Strukturwandel in der Landwirtschaft, wo Monokulturen gefördert und die Lebensräume für Vögel zerstört werden, dafür verantwortlich. „Auf den Feldern finden sie keinen Wurm mehr". Zum anderen tragen Rodungsmaßmhmen an den Straßen dazu bei, dass unsere gefiederten Freunde keinen Unterschlupf mehr finden und deren Lebensraum zerstört wird.
„Die Vögel verhungern teilweise".
 
Dennoch: Die Nistkästen in Helmstadt, die bei einer Aktion des SWR vor fünf Jahren von den örtlichen Vereinen gebaut wurden, sind immer noch zu 90 Prozent belegt. Vorwiegend in zehn Streuobstwiesen sind die Kästen montiert, die Walter Edler bei seiner Tour betreut. An alten Obstbäumen, die oft keiner mehr pflegt. Im Winter beobachtet er große Schwärme von Wacholderdrosseln, die sich über das gefallene Obst hermachen. In Massen tummeln sich auch die Stare im Land. Der „Allerweltsvogel" nistet in alten Bäumen. In den Nistkästen ziehen vor allem Feldsperling, Kohl- und Blaumeise sowie der Gartenrotschwanz ihre Jungen auf. „Diese Vogelarten sind deutlich weniger geworden", stellt Walter Edler fest. Die zahlreichen Anrufe, die bei Ihm eingehen, unterstreichen die Feststellung. „Die Leute fragen mich, warum sie keine Vögel mehr im Garten sehen". Edler bedauert: „Das Interesse für Vögel ist einfach nicht mehr da. Diese Entwicklung halten wir nicht mehr auf". Den Kuckuck etwa vermisst Edler. „Er findet keine Großinsekten und keine Wirtsvögel mehr".
Wie gut sich Walter Edler mit Vögeln auskennt, bewies er auch im Mai 2015, als er den ersten Nachweis für das Vorkommen des Sprossers, einer Zwillingsart der Nachtigall, in Baden-Württemberg erbrachte. „Ihm fehlt das Schluchzen in der Strophe". Sein Rufnachweis wurde vom Vorsitzenden des deutschen Waldvogelverbandes sowie vom Vorsitzenden des Bund für Vogelschutz Kraichgau, Jürgen Ebert, bestätigt.  

 
„Eigentumswohnung" für Falken
Kirchtürme werden als Brutplätze rar: Naturschützer bauten Nisthilfe für den Greifvogel
Helmstadt-Bargen. (cba)
Sie kreisen vorwiegend vormittags, weiß Walter Edler, Hobbyornithologe und Naturschützer, der bereits mehr als 100 Brutnistkästen für seine gefiederten Freunde rund um die Gemeinde angebracht hat. Jetzt wollte er für den Turmfalken eine neue Behausung schaffen und rief ihm - am Vormittag - zu: "Bald hast du eine Eigentumswohnung". Gesagt, getan. Walter Edler und Matthias Hummel, im Vorstand des Bund für Vogelschutz Kraichgau tätig, beluden den Hänger mit Leiter, Werkzeug, Seil und einem vorgefertigten Nistkasten aus atmungsaktivem Holzbeton und starteten zu ihrer Mission am Ortsrand Helmstadts, nahe dem Friedhof, an einer Feldscheune.
„Immer mehr Kirchtürme, in denen die Turmfalken ja so geme brüten, werden vergittert", bedauert Hummel. Auch für Mauersegler, Fledermäu­se und Dohlen sind die oberen Etagen der Gotteshäuser wichtiger Lebensraum. Etwa zwei Drittel aller Turmfalken ziehen ihren Nachwuchs in Brutnischen an Kirchtürmen auf. Doch diese begehrten Nistmöglichkeiten gehen mehr und mehr durch Gebäudesanierungen verloren. Oft werden aber auch die Einfluglöcher und Nischen vergittert, um damit Tauben abzuwehren. Begehrte Brutplätze sind auch verlassene Elster- oder Krähennester und hohe Gebäude, wo ihnen etwa der Marder nichts anhaben kann. Ob der unter Naturschutz stehende Greifvögel schon in diesem Jahr seine neue   „Eigentumswohnung" beziehen wird, sei noch etwas fraglich. Denn Mitte April bis Mitte Mai sei schon Brutzeit, meint Hummel. „Aber nächstes Jahr wohnt er dann mit Sicherheit drin".Die Nisthilfe der beiden Naturschützer soll der zunehmenden Ausquartierung aus den Kirchtürmen etwas entgegen setzen.
 
Zumal damit zu rechnen ist, dass es ein gutes Jahr wird für die Population. „Denn 2015 war ein gutes Mäusejahr*', so Walter Edler. Ein gefundenes Fressen für den Turmfalken, der sich zu 80 Prozent von Mäusen ernährt. „Der Falke gleicht sich dem Nahrungsangebot an". Er legt legt vier bis sieben Eier und brütetet etwa 30 Tage. An einer Holzstange, die wie ein Balkon an der Nisthilfe angebracht ist, können sich die flügge werdenden Jungen später gut festhalten. Der Turmfalke zählt zu den einheimischen Vogelarten und zu den Kurzstreckenziehern - Vögel, die bei Frost oder schlechtem Wetter nur ein kleineres Stück weiter ziehen, um weiterhin genügend Nahrung finden zu können.

   
 

 

 

 

Beobachtung
Ein Freund von mir konnte im Laufe des Jahres in Süddeutschland mehrfach Ringdrosseln beobachten und fotografieren. Da man diese Art nicht so häufig zu Gesicht bekommt, möchte ich den VDW-Mitgliedern die entstandenen Bilder nicht vorenthalten.
137 Vorab einige kurze Informationen zur Ringdrossel. Ringdrosseln kommen in drei Unterarten vor. Merula torquata alpestris bewohnt die Gebirge in Nord-Spanien und Zentral-Europa bis zum Balkan, Griechenland und West-Kleinasien. Merula torquata torquata brütet in Nord-Europa, auf den Britischen Inseln, in West-Frankreich und teilweise in Süd-Europa und Nordwest-Afrika. Merula torquatas amicorum bewohnt die Zentral- und Ost-Türkei, das Kakasusgebiet, Nord-Iran und Südwest-Turkmenistan. Ringdrosseln ähneln der Amsel. Auffällig ist der breite, weiße Bruststreifen. Je nach Unterart ist das Gefieder mehr oder weniger stark geschuppt. Ringdrosseln mögen in den Mittelgebirgen und Alpen sehr gerne lichte Nadelwälder. In Nordeuropa leben sie in Berg-, Fichten- und Moorwäldern. Auf dem Speiseplan dieser hübschen Drossel stehen Weichtiere, Insekten und deren Larven sowie diverse Beeren. Das Lieblingsbeutetier ist der Regenwurm. Das Nest wird meistens recht niedrig auf Nadelbäumen erstellt. Die vier bis fünf Eier werden ca. 14 Tage bebrütet. Nach zwei Wochen Nestlingszeit sind die Jungen flügge.

  Foto: M.Ertl 

Thomas Wendt

Exkursion

Das Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum

Das Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum im Duisburger Stadtteil Walsum und der Stadt Dinslaken bildet den südlichen Zipfel der Feuchtzone Unterer Niederrhein. Sie erstreckt sich rechtsrheinisch vom Nordhafen Walsum nach Norden bis zur Emschermündung und umfasst im nördlichen Bereich auch einen kleineren linksrheinischen Teil. Auf seinen 521 Hektar bietet es zahlreichen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten Zuflucht. Das Gebiet ist teilweise auch durch Bergsenkungen durch den Kohleabbau entstanden und gehört zum 503 Hektar umfassenden Walsumer Grind. Die Auenlandschaft wird von dornigen Hecken und den typisch niederrheinischen Kopfbäumen bestimmt. Bisher wurden eine Vielzahl verschiedener Vogelarten als Brutvögel, Durchzügler und Wintergäste festgestellt. Besonders auffällig sind die bis zu 10.000 arktischen Bläss- und Saatgänse, die im Winter das Rheinvorland als Rast- und Äsungsplatz nutzen.

Beschreibung des Gebietes

Die Rheinaue Walsum liegt ganz überwiegend auf Duisburger Stadtgebiet; ein kleinerer Teil im Norden gehört zur Stadt Dinslaken/Kreis Wesel. Die Rheinaue Walsum trägt ihren Namen streng genommen zu Unrecht, denn durch den Deich, der das Gebiet in ein Deichvorland und Deichhinterland trennt, unterliegen gut zwei Drittel des Gebietes nicht mehr der so genannten Auendynamik: das Deichhinterland wird bei Hochwasser nicht mehr überflutet und durch die vom Flußwasser herangebrachten Sedimente angereichert. Im heutigen Deichvorland, das immer noch vom Hochwasser im Winter überflutet wird, wurden die für Auen typischen Weichhölzer komplett gerodet und durch Grünland ersetzt. Außerdem wurde das gesamte Deichvorland in den vergangenen Jahrzehnten ausgekiest und mit Erde wieder verfällt. Durch Bergsenkungen infolge des Steinkohlenbergbaues entstanden im Laufe der letzten 20 Jahre im Gebiet zudem neue Gewässer in einer ansonsten typisch niederrheinischen Heckenlandschaft. Trotz des Deiches kommt es im Deichhinterland teilweise zu erheblichen Wasserstandsschwankungen, die ihre Ursache in den unterschiedlichen Pegelständen des Rheines haben und zu Veränderungen in der Vegetation führen, die denen einer echten Aue ähneln.

Pflanzen- und Tierwelt

Die Rheinaue Walsum ist, obwohl sie unmittelbar an den Ballungsraum Ruhrgebiet angrenzt, ein bedeutender Rückzugsort für zahlreiche in ihrem Bestand bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Für nordrhein-westfalische Verhältnisse zeichnet sich insbesondere die Vogelwelt der Rheinaue Walsum durch einen großen Reichtum vor allem an bedrohten Vogelarten aus. Das Gebiet beherbergt zwischen 90 und 95 Brutvogelarten; rund ein Drittel von diesen findet man auf der so genannten Roten Liste Nordrhein-Westfalens. Einige dieser Arten finden sich sogar nur noch an einem oder zwei weiteren Stellen des Landes oder der Region Niederrhein als Brutvogel (z. B. Tüpfelralle). Im Herbst und Winter stellt die Rheinaue Walsum ein bedeutendes Überwinterungsgebiet für zahlreiche Wasservögel dar. Hier sind es die arktischen Gänse- und skandinavischen Entenarten, die sich in großer Zahl einfinden (z. B. bis zu 10.000 Bläßgänse). Insgesamt wurden über 200 Vogelarten im Gebiet festgestellt. Wegen der zahlreichen Kleingewässer ist das Gebiet der Rheinaue Walsum auch Heimat vieler Amphibien- und Libellenarten. Aus dem Bereich der Pflanzenwelt sind rund 375 Arten festgestellt worden; auch hier einige Rote-Liste-Arten, wie das Kleine Flohkraut.

Geschichte der Unterschutzstellung

Seit den 70er Jahren bemühten sich Naturschützer wegen der hohen ökologischen Wertigkeit der Rheinaue Walsum um eine Unterschutzstellung. 1983 meldete das Land Nordrhein-Westfalen drei Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (Ramsargebiete) bei der UNESCO an, darunter den Unteren Niederrhein, der sich von der Rheinaue Walsum entlang des Rheins bis zur niederländischen Grenze erstreckt. Im Oktober 1990 wurde mit rund 550 ha ein Großteil der Rheinaue Walsum zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1998 ist fast das gesamte Ramsargebiet Unterer Niederrhein als EU-Vogelschutzgebiet bei der Europäischen Union gemeldet. Aus der Vielzahl der vorkommenden Vogelarten möchte ich mich im Folgenden auf die Gattung der Schreitvögel beschränken.

Weißstörche in der Rheinaue Walsum

Weißstörche (Ciconia ciconia) konnte man in der Rheinaue in der Vergangenheit des Öfteren beobachten, zu Brutversuchen aber kam es nicht. Dieses lag vielleicht auch daran, dass die entsprechenden Nistmöglichkeiten fehlten. Von Naturschützern wurden deshalb vor einigen Jahren entsprechende Nisthilfen aufgestellt und erstmals 2010 angenommen. In den Jahren von 2010 bis 2012 schlüpften auch Jungvögel, wurden aber nicht flügge. Es wurde viel darüber spekuliert, was wohl der Grund für die Misserfolge gewesen sei, zu einem sicheren Ergebnis ist man aber nicht gekommen. Sicherlich haben ungünstige Witterungseinflüsse eine Rolle gespielt, auch die Verfütterung zu vieler Schnecken wurde als Grund benannt. Dieses waren natürlich niederschmetternde Ereignisse, waren es doch die ersten Störche die nach 80 Jahren wieder in der Rheinaue schlüpften. Was blieb war die Hoffnung darauf, dass sich im Jahr 2013 der Erfolg endlich einstellen würde. Und tatsächlich wurde der Horst wieder belegt. Es schlüpften vier Junge, von denen nach ca. drei Wochen eines spurlos verschwand. Die übrigen drei Jungstörche aber wurden fürsorglich versorgt und auch das Wetter spielte mit. Die Wasserstände in der Rheinaue waren im Frühjahr sehr hoch, so dass wohl auch genügend Futtertiere zu finden waren. Später, als die Jungen schon etwas größer waren, gab es trockenes Wetter mit viel Sonnenschein, so dass auch in dieser Hinsicht alles passte. Besonders während der ersten Lebenswochen, vor allem wenn sie nicht mehr gehudert werden, kann kaltes und regnerisches Wetter auch zu Verlusten fuhren. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe (14.07.13), sind die Jungen schon kräftig gewachsen und machen bereits Flugübungen. Es dürfte nur noch wenige Tage dauern und sie verlassen den Horst. In diesem Jahr waren besonders viele Weißstörche in der Rheinaue zu sehen, an einem Tag konnte ich einmal neun Vögel beobachten. Von diesen interessierten sich auch zwei für eine zweite Nisthilfe, des Öfteren standen sie beide gemeinsam in dem Horst, zu einem Brutversuch aber kam es nicht. Übrigens hat sich der Niederrhein inzwischen zum Storchenland gemausert, allein in diesem Jahr sind hier 35 junge Weißstörche flügge geworden!

Andere Schreitvögel in der Rheinaue Walsum

Die zahlreichen Gewässer in der Rheinaue Walsum und die Überschwemmungszonen im Deichvorland bieten auch anderen Schreitvögeln einen willkommenen Lebensraum: Graureiher (Ardea cinerea) sind hier sehr zahlreich vertreten. Seit einigen Jahren kann man aber auch immer wieder einmal den Silberreiher beobachten. Aufgrund der Klimaerwärmung breitet er sich immer weiter Richtung Norden aus. Erstmals konnte in diesem Jahr auch der Schwarzstorch (Ciconia nigra) gesichtet werden, der sich in der Nähe der Weißstörche aufhielt. Eine Rarität sind ohne Zweifel auch die Löffler (Platalea leucorodia), die in den letzten Jahren immer mal wieder in der Rheinaue, besonders im Deichvorland, zu sehen sind.

Fazit

Mit der Rheinaue Walsum, direkt vor meiner Haustür gelegen, steht mir ein tolles Gebiet für Naturbeobachtungen zur Verfugung. Leider hat es aber auch einen Nachteil: im Einzugsbereich zweier Städte (Dinslaken und Duisburg-Walsum) gelegen, wird es auch von vielen Besuchern genutzt. Zum Glück sind die meisten davon aber Langschläfer, so dass man in den frühen Morgenstunden, wenn die Vögel ja auch am aktivsten sind, alles in Ruhe genießen kann.

Jürgen Stahl


Die Dingdener Heide

Die Geschichte einer Kulturlandschaft

Die Dingdener Heide liegt im Grenzgebiet von Münsterland und Niederrhein und war bis 1850 eine ausgedehnte, feuchte Heidelandschaft mit anmoorigen Bereichen. Mehrere Jahrhunderte lang veränderte sich das Landschaftsbild grundlegend bis die namensgebende Heide entstand. Diese wurde durch Aufforstungen von Kiefern zurückgedrängt. Das Holz wurde für den Bergbau im nahen Ruhrgebiet gebraucht. Nach einem ausgedehnten Flächenbrand, der den Baumbestand vernichtete, nahm die Viehhaltung gravierend zu. Der intensive Ackerbau veränderte die Landschaft endgültig, denn nur die optimal nutzbaren Flächen blieben als Grünland erhalten.

 

Naturschutz durch Flächenkauf

Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war das Gebiet idealer Lebensraum für zahlreiche Vogelarten wie beispielsweise Kiebitz, Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Bekassine. Deshalb erklärte die Bezirksregierung 1987 Teilbereiche der Landschaft zum Naturschutzgebiet. In diesem Gebiet von 305 Hektar wurde somit die weitere Zerstörung gestoppt. Der NABU beteiligte sich zusätzlich früh am Erwerb von Flächen in der Dingdener Heide, denn nur durch Flächenkauf können nachhaltige Verbesserungen für Pflanzen und Tiere, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, erreicht werden. Die gekauften Flächen wurde umgehend einer den Vorstellungen des Naturschutzbundes entsprechenden Nutzung zugeführt.

 

Arten sind zurückgekehrt

Das bundesweit bedeutsame Gebiet ist heute geprägt durch ein Mosaik aus Grünland, Äckern, Kleingehölzen, Wallhecken. Laubwäldchen und Kiefernwäldern. Mehr als 20 Jahre nach dem Beginn der Schutzbemühungen haben viele seltene Pflanzen und Tiere in der Dingdener Heide wieder geeignete Lebensbedingungen, besiedeln das Gebiet und vergrößern ihre Bestände. Brachvogel und Kiebitz sind zurückgekehrt, sie brüten hier zusammen mit Uferschnepfe, Rotschenkel und weiteren Wiesenvögeln. Floristische Raritäten wie Orchideen, Lungenenzian, Sonnentau und andere Feuchtgebietspflanzen sind wieder zahlreich zu finden. Mittlerweile wurde das Naturschutzgebiet auf 370 Hektar vergrößert und besteht vorwiegend aus Feucht- und Nassgrünland. Es ist ein zentraler Trittstein für Zugvögel im landesweiten Feuchtwiesenverbund.

Eigene Beobachtungen

In der Zeitschrift „DER FALKE", Ausgabe 6/2013, wurde das Gebiet vorgestellt. Ich kannte die Dingdener Heide zwar schon, denn innerhalb einer Bird-Race-Begehung war ich mit VDW-Kollegen schon einmal dort. Allerdings hatten wir an diesem Tag aufgrund von Zeitdruck nicht viel von dem Gebiet gesehen.

Wie ich heute weiß, hatten wir uns damals auch nicht für den richtigen Rundweg entschieden. Auch fehlte uns die nötige Kenntnis über das Gebiet, hatten wir uns doch recht kurzfristig zu diesem Besuch entschlossen. Der Bericht im „FALKEN" weckte natürlich sofort mein Interesse, sind darin doch auch die Rundwanderwege benannt. Anfang Juni machte ich mich dann frühmorgens auf den Weg. Nach einer halbstündigen Fahrt hatte ich gegen 6:30 Uhr das Ziel erreicht, konnte aber trotz der groben Wegbeschreibung den Ausgangspunkt des gewählten Rundwanderweges nicht finden. Mir blieb nichts anderes übrig als mein Auto auf einem großen Parkplatz abseits des Gebietes abzustellen und einfach zu Fuß mein Glück zu versuchen. Fragen konnte man zu diesem Zeitpunkt niemanden. Ich war schon eine Zeit unterwegs als doch noch ein Autofahrer vorbeikam, der sich auch noch auskannte.

Dabei erklärte er mir nicht nur den Weg, nein - er fuhr mich sogar zu meinem Auto zurück und anschließend mit mir im Schlepp zum Ausgangspunkt. Noch nie zuvor habe ich eine solche Hilfsbereitschaft erlebt. Meine Exkursion in einen Teil des großen Gebietes konnte somit beginnen. Durch ein kleines Waldstück führte der Weg bis hin zum ersten Beobachtungsstand. Auf dem Weg konnte ich schon verschiedene Vogelarten wie Buchfink, Mönchsgrasmücke, Fitis und Baumpieper singen hören, durch das dichte Blätterdach waren sie aber nur selten zu sehen.

Am Aussichtsturm angekommen, mit einem freien Blick in die Wiesenlandschaft, war ich dann doch ein wenig enttäuscht, nur in einem etwas entfernt liegendem Gewässer konnte ich Kanadagänse und Stockenten sehen. Bedingt durch den späten Termin war natürlich auch das Gras sehr hoch gewachsen und somit keine Beobachtungen möglich. Bei unserem ersten Besuch hatten wir hier noch einige Limikolen sehen können. Also führte mein Weg mich bald weiter in die Wiesen- und Ackerlandschaft mit den baumbestandenen Wegen, wo ich Dorngrasmücken, Gartengrasmücken, Gartenrotschwanz, Bluthänfling und eine Schafstelze beobachten konnte. Auch der Kuckuck war hier vertreten und ließ sich durch die Nachahmung seines Rufes auch anlocken. Der trillernde Ruf des Brachvogels war auf meinem Rundweg wiederholt zu hören, den er besonders im Flug ertönen lässt. Im hohen Gras dagegen war er nicht auszumachen. Auf meinem weiteren Weg sah ich dann aber noch einige auf frisch gepflügten Äckern bei der Nahrungssuche. Insgesamt bekam ich an diesem Morgen sicherlich so an die zwanzig Brachvögel zu sehen, ein tolles Erlebnis. Kiebitze und Graureiher waren zahlreich auf den frisch gemähten Wiesen zu sehen, wo sie wohl besonders erfolgreich bei der Nahrungssuche waren. Nach einer guten Stunde erreichte ich dann die zweite Aussichtskanzel mit einem faszinierenden Blick auf die zentralen Feuchtwiesen. Hier brüten vom Aussterben bedrohte Wiesenvögel wie der Brachvogel, der Rotschenkel oder die Uferschnepfe. An den im Gebiet befindlichen Wasserstellen halten sich gerne Graugänse auf. Leider war auch hier die Beobachtung durch das hohe Gras kaum möglich. Dennoch, allein der Anblick einer intakten Natur und die absolute Stille um mich herum, nur unterbrochen vom Vogelgesang, waren schon ein längeres Verweilen wert. Zurückblickend lässt sich sagen, dass sich ein Besuch der Dingdener Heide lohnt. Allerdings denke ich, dass das zeitige Frühjahr und der Herbst die besseren Jahreszeiten dafür sind, nutzen doch viele Vogelarten auf ihrem Zug dieses Gebiet als Zwischenstopp. Ich werde jedenfalls wiederkommen.

 

Jürgen Stahl


Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Anmerkung zum Bericht im Heft 2/2012 von Theodor Mebs und Gerd Schulte.

Ich möchte einerseits den beiden Verfassern des o.a. Berichtes ein herzliches Dankeswort für die sehr umfassende Beschreibung der Lebensweise dieser seltenen eurasischen Vogelart aussprechen und andererseits die Erkenntnisse gerne um meine eigenen Beobachtungen ergänzen:

Zum Absatz „Verbreitung" hier eine Anmerkung:

Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist in der Auflistung zur Verbreitung dieser scheuen, heimlich lebenden Vogelart nicht aufgelistet. Der Eifel-Ardennen-Bereich (und hier vorwiegend das Grenzgebiet im Dreiländereck Deutschland, Luxemburg, Belgien) ist aber ebenfalls ein Gebiet, in dem der Schwarzstorch schon seit sehr langer Zeit als Brutvogel bekannt ist. Sowohl mein Vater (geb. 1909, verst. 1963) wie auch andere, ältere Eitler Bauern und Jäger, haben schon Schwarzstorchvorkommen in der Eifel bestätigt und mir von ihren Beobachtungen der Schwarzstörche im Zeitraum vor und zwischen den beiden Weltkriegen (1914 -1918 und 1939 - 1945) berichtet.


Paul Dohm

 

 

Ich selbst beobachte als „Wald- und Vogelfreund" Horste von Schwarzstörchen (mit Jungenaufzuchten) seit Mitte der 1970er Jahre und möchte hier einige meiner Erkenntnisse und Erfahrungen anfügen, um unser gemeinsames Bild zu Ciconia nigra weiter zu komplettieren: 1978 konnte ich in der Westeifel erstmals durchgängig ein Brutpaar dabei beobachten, wie es zwei Jungstörche großzog. Im zweiten Jahr folgten dann drei Jungvögel und dann sieben Jahre in Folge jeweils vier. Danach folgten zwei Jahre mit drei Jungstörchen und letztendlich noch eine Brut mit zwei Jungvögeln. Da Schwarzstörche erst ab dem 3. Lebensjahr fortpflanzungsfähig sind, muss das Paar bei Aufgabe des Brutgeschäftes im Jahr 1989 also mindestens 13 Jahre erfolgreich gebrütet haben und ca. 16 - 17 Jahre alt gewesen sein. Danach war der Horst in einem sehr schlechten Zustand und wurde nicht mehr benutzt - wohl auch, weil das Storchenpaar bereits zu alt war. Da die Altstörche nicht beringt waren, kann ich nur vermuten dass es all die Jahre dasselbe Paar war, das dann in 13 Jahren immerhin 41 Jungvögel hatte. Die kontinuierlich guten Aufzuchten sind wohl ein Indiz für reichliche Nahrungsangebote hier in den kleinen Bächen, Feuchtwiesen und Mooren und auch aus den reichlich angelegten Fischweihern. Ein sehr guter Bekannter hat in nicht allzu großer Entfernung zu diesem Horststandort einen solchen Fischweiher, den er allerdings kaum nutzt. Er freut sich aber natürlich, wenn er dort „hohen Besuch" beobachten kann. Es war 1978 bestimmt nicht die erste Brut auf diesem Horst. Ich beobachtete im Jahr davor einen Atzung tragenden Altvogel, der von einem Mäusebussard (Buteo buteo) angebettelt wurde, wodurch ich mein Suchgebiet dann auch erheblich einschränken konnte. Zwei Jahre zuvor hatte ich zwar immer wieder Schwarzstörche in dieser Gegend beobachten können, die Eifelwälder bis dato aber erfolglos nach dem Horst abgesucht. In diesem Waldgebiet sind seit dem Anfang meiner Beobachtungen zwei weitere Horste gebaut worden. Leider sind aus einem der Horste aber in 2010 und 2011 keine Jungvögel groß geworden. Schließlich wurde dieser Horst dann in 2012 nicht mehr von den Schwarzstörchen besetzt. Der Horst ist in einem ziemlich schlechten Zustand, der Horstbaum zeigt Pilzbefall. In 2011 habe ich bei einer Kontrolle unter dem Horst Reste einer Eierschale finden können - wohl ein Indiz, dass der Horst von einem Nesträuber aufgesucht wurde (evtl. von Marder, Rabenkrähe oder Kolkrabe). Diesbezüglich fand ich aber keine weiteren Anhaltspunkte, wie z. B. Krallenspuren am Stamm oder ähnliches (Anm.: Eierschalen in Nestnähe findet man üblicher Weise nur bei Nestflüchtern). Einer der Altvögel war mit Ringnummer CC72 beringt - einer Beringung aus der französischen Region „Ardennes" im nordöstlichen Frankreich, Nähe Reims - nicht zu verwechseln mit der Eifel-Ardennen-Region im Grenzgebiet zu Deutschland.

Ein weiterer Horst, den ich seit Jahren beobachte, wurde Ende März 2012 bezogen und auch bebrütet. In diesem Horst wurden in meiner Beobachtungszeit bis 2010 jährlich vier Jungvögel großgezogen, in 2011 waren es noch drei. Nun war ich natürlich sehr neugierig, ob in 2012 wieder drei - oder evtl. auch nur zwei -Jungvögel zu beobachten wären, was wohl ein bevorstehendes Verlassen dieses Brutplatzes angekündigt hätte. Bei einigen Besuchen saß ein Altvogel tief im Horst, anscheinend brütend, ein anderes Mal stand er im Horst, mit dem Schnabel vorsichtig im Horst tätig. Leider sollen in Rheinland-Pfalz (lt. Planungen der Landesregierung) auch in den Waldgebieten neue Windkraftanlagen errichtet werden. Um wenigstens größere Waldgebiete auszunehmen und die Behörden frühzeitig auf die Horste von Schwarzstörchen aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren, habe ich Herrn Dr. Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, und den Verbandsbürgermeister der Verbandgemeinde Arzfeld, Herrn Andreas Kruppert, zu einem Besuch bei den Schwarzstörchen überreden können. Beide Herren waren begeistert, zumal sie einen Altvogel, auf dem Horst stehend, beobachten konnten. Für Schwarzstorchhorste sollten zusammenhängende Altholz-Mischwaldflächen von mindestens 300 - 500 ha Fläche verfügbar sein.

 

Mich selbst sorgte allerdings an jenem Tag das Verhalten des Altvogels - ich möchte es als „apathisch" bezeichnen. Ich beobachtete den Horst daraufhin an den folgenden Tagen mehrmals von meinen Beobachtungsplatz und teilweise über mehrere Stunden, jedoch ohne nochmals einen Schwarzstorch - oder auch nur Bewegungen am oder im Horst feststellen zu können. Normalerweise hätte man zu dieser Zeit bereits größere Jungstörche im - bzw. auf dem Horst sehen müssen. Anscheinend waren keine Jungvögel geschlüpft. Auch wenn solche Brutausfälle für einen Waldvogelfreund schmerzlich sind: Die Schwarzstorchvorkommen haben bei uns in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren zugenommen und sich auf den Hunsrück und wohl auch auf den Pfälzerwald, den Westerwald und auf das Randgebiet zum Saarland ausgebreitet. Als Horstbäume sind fast immer Buchen in Laubholz-Mischbeständen ausgewählt worden, wohl deshalb, weil die Buchen hier im Frühjahr ca. 3 - 4 Wochen früher als Eichen belaubt sind und dann ein schützendes Blätterdach über dem Horst steht. Meistens sind es Bäume an leichter Hanglage in östlicher bis südöstlicher Richtung. Der Stammdurchmesser beträgt in der Regel mindestens 50 cm. Diese Kenntnis hat mir das Auffinden von Horsten bedeutend erleichtert.Ansonsten gibt der Bericht aus Heft 2 / 2012 bestens Einblick in die Biotopansprüche. Der dort aufgeführte Aktionsradius ist bei uns jedoch um einiges größer, was wohl der Landschaft und der geringen Bevölkerungsdichte hier geschuldet ist. Schwarzstörche sind allerdings immer noch selten zu sehen bzw. man braucht auch ein „Auge" dafür. Manche Leute sehen einfach nicht hin, weil sie glauben einen Graureiher (Ardea cinerea) vor sich zu haben, andere reden von einem Schwarzstorch und haben tatsächlich aber einen Graureiher gesehen.

Für geübte Beobachter ist es in der Westeifel aber nicht ungewöhnlich, einen Schwarzstorch fliegen zu sehen, wenn diese tagsüber zu ihren Jagdgebieten unterwegs sind. Man braucht nur Geduld und das Wissen, wo die Jagdgebiete sind. Außerdem fliegen die Störche meistens niedrig über die Baumwipfel, so dass man sie kaum gegen den „dunklen" Waldhintergrund entdeckt. Erfreulicher Weise bekomme ich selbst mittlerweile „direkt" Besuch von einem Schwarzstorch, ohne auf Beobachtung gehen zu müssen: Keine 300 Meter von unserem Hof am Ortsrand von Arzfeld entfernt, besucht seit zwei Jahren ein Schwarzstorch den hier noch schmalen Bachlauf der Enz. Dort steht er, gedeckt von der Ufervegetation, am Wasser um Beute zu machen und nur wenige Menschen nehmen ihn zur Kenntnis - höchstens beim An - oder Abfliegen. Dieser Vogel ist nicht beringt und nicht besonders scheu, manchmal fliegt er nur 50 - 60 m weit und steht dann ruhig auf einer Wiese. Es handelt sich evtl. um den Partner von CC 72 (siehe oben). Dem Aussehen des Gefieders nach zu urteilen füttert dieser Altvogel größere Junge und ich hoffe, dessen Horst bald ausfindig zu machen, um weitere Beobachtungen vornehmen zu können. In der weiteren Umgebung von Arzfeld war im Übrigen Ende August bis Mitte September 2011 häufig ein junger, beringter Schwarzstorch zu beobachten.

 

Dieser Vogel wurde in Brandenburg beringt (Ringnummer T 320). Weierhin hielt sich ein junger Schwarzstorch mit Ring-Nr. T 474 in Nähe von Pronsfeld auf und wurde später in Belgien ausgiebig von Herrn Dany Tielens fotografiert. Im alten BNat Sch G § 20 f Abs. 3. stand noch: Es ist verboten ... wildlebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören. Ähnliches stand auch in Abs. 4. über Standorte wildlebender Pflanzen. Im Neuen BNatSchG vom Mai 2012 sind diese, nach meiner Meinung überzogenen, Einschränkungen so nicht mehr aufgeführt. Hier ist nur noch die Rede vom Verbot „ ...erheblich zu stören ... ". Kein echter Naturfreund wird sich bei Beobachtungen, die ja hauptsächlich aus Schutzgründen durchgeführt werden, erheblich störend verhalten. Natürlich stehe ich bezüglich meiner Beobachtungen in regem Kontakt mit den zuständigen Behörden (Kreisverwaltung und Forstämter). Seit 1978 kam es bei meinen Beobachtungen nur zweimal zu Kontakten mit Personen im Wald, einmal mit einem Jagdpächter und einmal mit einem Ehepaar, das ebenfalls einen Horst beobachtete. Für die mir mitgeteilten Beringungsdaten möchte ich Forstamtsleiter, Herrn Karl-Heinz Heyne danken, der die Schwarzstörche hier im Eifelkreis Bitburg-Prüm beobachtet und Daten über beringte Jungstörche und Horste an entsprechende Stellen weiterleitet. Herrn Heyne verdanke ich außerdem viele interessante Fotos von durchziehenden, beringten Jungstörchen und Aufnahmen von Störchen auf dem Horst.

Beobachtungsregeln:

Für die Beobachtungen habe ich mir folgende Regeln auferlegt:

  • Die Horststandorte sollten weitestgehend geheim gehalten werden - Besuche und Beobachtungen sollen keinem „touristischen" Zweck     dienen.

  • Ich vermeide Besuche im Wald an Wochenenden, um die Jägerschaft nicht zu stören.

  • Grundsätzlich ist gedeckte, unauffällige Kleidung zu tragen.

  • Um eine Störung des Horstes auszuschließen, wird sich nur bis zu einem sicheren Beobachtungsplatz angenähert.

  • Während der ersten Wochen darf das Horstgebiet nur ganz selten und nur bis auf mehrere 100 Meter Sicherheitsabstand besucht werden, um die Vögel nicht zu beunruhigen.

  • Erst wenn die Altvögel fest auf Eiern sitzen oder Junge füttern, darf sich näher an den Horstbereich - und dies selten und vorsichtig - angenähert werden. Ich rate allerdings, hierbei nicht zu schleichen, sondern „normal" durch den Wald zu gehen. Wichtig ist, den Kopf etwas gesenkt zu halten und nur aus den Augenwinkeln zu beobachten, wie sich der Altvogel auf dem Horst verhält. Direkten Blickkontakt, also das ganze Gesicht zum Horst zu wenden, vermeide ich. So kann man - ohne die Altvögel zu beunruhigen - am Horst vorbeigehen und sich in sicherer Entfernung einen Beobachtungsplatz wählen.

  • Sowohl direkter Blickkontakt, wie auch Anschleichen, bedeutet für den Storch immer Gefahr und muss unbedingt vermieden werden.

  • Solange der Horst bewohnt ist, darf der Horstbaum nicht aufgesucht werden, außer zum Beringen von Jungstörchen durch den Berechtigten.

Die Angaben in meinem Bericht über das Leben der Schwarzstörche entstammen aus meinen eigenen Beobachtungen, sind nicht wissenschaftlich dokumentiert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Paul Dohm,

Eifeler Vogelfreunde e.V. Bitburg