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Ornithologisches Forum |
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Pressemitteilung: Ornithologische Rarität im nördlichen Kraichgau
Dem
Helmstadter Vogelkundler und bekannten
Vogelstimmenexperten Walter Edler ist es erstmalig
gelungen, in Baden-Württemberg eine neue Vogelart
nachzuweisen. Es handelt sich um den Sprosser (Luscinia
luscinia) eine Zwillingsart und östlichem Verwandten der
Nachtigall. Der Sprosser ist der Nachtigall
(Luscinia megarhynchos) sehr
ähnlich. Er ist oberseits rötlich bis olivbraun gefärbt,
die Flügel- und Schwanzfedern sind dunkelrötlich bis
braun. Insgesamt ist der Sprosser etwas dunkler und
weniger farbintensiv als die Nachtigall. Im Feld ist
der Sprosser rein optisch kaum von der Nachtigall zu
unterscheiden, auch der Reviergesang der Männchen ist dem
der Nachtigall ähnlich. Er wird bei Tag und hauptsächlich
nachts vorgetragen. Er ist sehr melodisch,
abwechslungsreich und kräftig, ihm fehlt jedoch im
Allgemeinen das für die Nachtigall typische „Schluchzen".
Der Gesang dient hauptsächlich der Revierabgrenzung und
dem Anlocken der Weibchen. Sein Brutgebiet erstreckt
sich von Ost- und Nordeuropa bis nach Zentralasien. Im
Südosten Europas kommt der Sprosser als Brutvogel bis zum
Schwarzen Meer vor. Er überwintert im östlichen Afrika
südlich der Sahara. Walter Edler hat den
Gesang des
Männchens nachts im Original aufgenommen, womit auch
der Rufnachweis festgehalten ist. Bestätigt wurde dies
durch den Vorsitzenden des Deutschen Waldvogelverbandes
LV-Baden-Württemberg Herbert Geitner, sowie dem Sinsheimer
Naturschutzwart und Ornithologen Jürgen Ebert. Ob der
Sprosser den Kraichgau als künftiges Brutgebiet auserkoren
hat, kann erst wieder im nächsten Frühjahr durch
Rufnachweise festgestellt werden. Denn zu sehen bekommt
man den Vogel so gut wie nie. Dagegen hat sich die
Population der Nachtigall positiv entwickelt. Nach
jahrelangem Rückgang hat diese wieder leicht zugenommen.
Leider ist der Bestand von anderen Singvogelarten in
den letzten Jahren stark zurückgegangen. Das hat vielerlei
Gründe. Hauptsächlich ist dies jedoch auf die Zerstörung
ihrer natürlichen Lebensräume zurückzuführen. |
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„Die
Vögel verhungern teilweise"
Frühjahrsputz in den
Nistkästen: Vogelkundler Walter Edler
bedauert den Rückgang der Singvögel.
Helmstadt-Bargen. (cba)
„Welch ein Singen. Musiziern. Pfeifen,
Zwitschern, Tiriliern". Die Strophe des
bekannten Frühlingsliedes kennt wohl
jeder. Einer, der die Gefiederten der
Lüfte auch an ihrem Gesang erkennt, ist
der 76-jährige Walter Edler, seit seiner
Kindheit Vogelfreund und seit fünf
Jahrzehnten "praktizierender"
Hobbyornithologe. Ganz konkret wird seine
Liebe zu Amsel. Drossel, Fink und Star
immer bei Frühlingsanfang bei seiner
Inspektion der 303 Nistkästen rund um die
Helmstadter Gemarkung. Fast zwei
Wochen war er wieder unterwegs, hat die
Leiter geschultert und die Ohren gespitzt.
Ein Kontrollgang in Feld und Flur, um die
Vogelkästen vom Nistmaterial des
vergangenen Jahres, in dem sich Parasiten
breitmachen, zu reinigen. Was er dabei
feststellt, stimmt ihn traurig und
nachdenklich: „Der Bestand der heimischen
Singvögel hat rapide abgenommen". Zum
einen macht er den Strukturwandel in der
Landwirtschaft, wo Monokulturen gefördert
und die Lebensräume für Vögel zerstört
werden, dafür verantwortlich. „Auf den
Feldern finden sie keinen Wurm mehr". Zum
anderen tragen Rodungsmaßmhmen an den
Straßen dazu bei, dass unsere gefiederten
Freunde keinen Unterschlupf mehr finden
und deren Lebensraum zerstört wird. „Die Vögel verhungern teilweise".
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Dennoch: Die
Nistkästen in Helmstadt, die bei einer Aktion des
SWR vor fünf Jahren von den örtlichen Vereinen
gebaut wurden, sind immer noch zu 90 Prozent
belegt. Vorwiegend in zehn Streuobstwiesen sind
die Kästen montiert, die Walter Edler bei seiner
Tour betreut. An alten Obstbäumen, die oft keiner
mehr pflegt. Im Winter beobachtet er große
Schwärme von Wacholderdrosseln, die sich über das
gefallene Obst hermachen. In Massen tummeln sich
auch die Stare im Land. Der „Allerweltsvogel"
nistet in alten Bäumen. In den Nistkästen ziehen
vor allem Feldsperling, Kohl- und Blaumeise sowie
der Gartenrotschwanz ihre Jungen auf. „Diese
Vogelarten sind deutlich weniger geworden", stellt
Walter Edler fest. Die zahlreichen Anrufe, die bei
Ihm eingehen, unterstreichen die Feststellung.
„Die Leute fragen mich, warum sie keine Vögel mehr
im Garten sehen". Edler bedauert: „Das Interesse
für Vögel ist einfach nicht mehr da. Diese
Entwicklung halten wir nicht mehr auf". Den
Kuckuck etwa vermisst Edler. „Er findet keine
Großinsekten und keine Wirtsvögel mehr".
Wie gut sich Walter
Edler mit Vögeln auskennt, bewies er auch im Mai
2015, als er den ersten Nachweis für das Vorkommen
des Sprossers, einer Zwillingsart der Nachtigall,
in Baden-Württemberg erbrachte. „Ihm fehlt das
Schluchzen in der Strophe". Sein Rufnachweis wurde
vom Vorsitzenden des deutschen Waldvogelverbandes
sowie vom Vorsitzenden des Bund für Vogelschutz
Kraichgau, Jürgen Ebert, bestätigt.
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„Eigentumswohnung" für Falken
Kirchtürme werden als Brutplätze rar:
Naturschützer bauten Nisthilfe für den
Greifvogel |
Helmstadt-Bargen. (cba)
Sie kreisen vorwiegend vormittags,
weiß Walter Edler, Hobbyornithologe und
Naturschützer, der bereits mehr als 100
Brutnistkästen für seine gefiederten
Freunde rund um die Gemeinde angebracht
hat. Jetzt wollte er für den Turmfalken
eine neue Behausung schaffen und rief ihm
- am Vormittag - zu: "Bald hast du eine
Eigentumswohnung". Gesagt, getan. Walter
Edler und Matthias Hummel, im Vorstand des
Bund für Vogelschutz Kraichgau tätig,
beluden den Hänger mit Leiter, Werkzeug,
Seil und einem vorgefertigten Nistkasten
aus atmungsaktivem Holzbeton und starteten
zu ihrer Mission am Ortsrand Helmstadts,
nahe dem Friedhof, an einer Feldscheune.
„Immer mehr Kirchtürme, in denen die
Turmfalken ja so geme brüten, werden
vergittert", bedauert Hummel. Auch für
Mauersegler, Fledermäuse und Dohlen sind
die oberen Etagen der Gotteshäuser
wichtiger Lebensraum. Etwa zwei Drittel
aller Turmfalken ziehen ihren Nachwuchs in
Brutnischen an Kirchtürmen auf. Doch diese
begehrten Nistmöglichkeiten gehen mehr und
mehr durch Gebäudesanierungen verloren.
Oft werden aber auch die Einfluglöcher und
Nischen vergittert, um damit Tauben
abzuwehren. Begehrte Brutplätze sind auch
verlassene Elster- oder Krähennester und
hohe Gebäude, wo ihnen etwa der Marder
nichts anhaben kann. Ob der unter
Naturschutz stehende Greifvögel schon in
diesem Jahr seine neue
„Eigentumswohnung" beziehen wird, sei noch
etwas fraglich. Denn Mitte April bis Mitte
Mai sei schon Brutzeit, meint Hummel.
„Aber nächstes Jahr wohnt er dann mit
Sicherheit drin".Die Nisthilfe der beiden
Naturschützer soll der zunehmenden
Ausquartierung aus den Kirchtürmen etwas
entgegen setzen. |
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Zumal damit zu rechnen ist, dass es ein gutes
Jahr wird für die Population. „Denn 2015 war
ein gutes Mäusejahr*', so Walter Edler. Ein
gefundenes Fressen für den Turmfalken, der
sich zu 80 Prozent von Mäusen ernährt. „Der
Falke gleicht sich dem Nahrungsangebot an". Er
legt legt vier bis sieben Eier und brütetet
etwa 30 Tage. An einer Holzstange, die wie ein
Balkon an der Nisthilfe angebracht ist, können
sich die flügge werdenden Jungen später gut
festhalten. Der Turmfalke zählt zu den
einheimischen Vogelarten und zu den
Kurzstreckenziehern - Vögel, die bei Frost
oder schlechtem Wetter nur ein kleineres Stück
weiter ziehen, um weiterhin genügend Nahrung
finden zu können. |
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Beobachtung |
Ein Freund von mir konnte im Laufe des Jahres in
Süddeutschland mehrfach Ringdrosseln beobachten und
fotografieren. Da man diese Art nicht so häufig zu Gesicht
bekommt, möchte ich den VDW-Mitgliedern die entstandenen
Bilder nicht vorenthalten.
137 Vorab einige kurze
Informationen zur Ringdrossel. Ringdrosseln kommen in drei
Unterarten vor. Merula torquata alpestris bewohnt die Gebirge
in Nord-Spanien und Zentral-Europa bis zum Balkan,
Griechenland und West-Kleinasien. Merula torquata torquata
brütet in Nord-Europa, auf den Britischen Inseln, in
West-Frankreich und teilweise in Süd-Europa und
Nordwest-Afrika. Merula torquatas amicorum bewohnt die
Zentral- und Ost-Türkei, das Kakasusgebiet, Nord-Iran und
Südwest-Turkmenistan. Ringdrosseln ähneln der Amsel. Auffällig
ist der breite, weiße Bruststreifen. Je nach Unterart ist das
Gefieder mehr oder weniger stark geschuppt. Ringdrosseln mögen
in den Mittelgebirgen und Alpen sehr gerne lichte Nadelwälder.
In Nordeuropa leben sie in Berg-, Fichten- und Moorwäldern.
Auf dem Speiseplan dieser hübschen Drossel stehen Weichtiere,
Insekten und deren Larven sowie diverse Beeren. Das
Lieblingsbeutetier ist der Regenwurm. Das Nest wird meistens
recht niedrig auf Nadelbäumen erstellt. Die vier bis fünf Eier
werden ca. 14 Tage bebrütet. Nach zwei Wochen Nestlingszeit
sind die Jungen flügge.
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Foto: M.Ertl |
Thomas Wendt |
Exkursion |
Das
Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum
Das
Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum im Duisburger Stadtteil Walsum und
der Stadt Dinslaken bildet den südlichen Zipfel der Feuchtzone
Unterer Niederrhein. Sie erstreckt sich rechtsrheinisch vom
Nordhafen Walsum nach Norden bis zur Emschermündung und umfasst im
nördlichen Bereich auch einen kleineren linksrheinischen Teil. Auf
seinen 521 Hektar bietet es zahlreichen vom Aussterben bedrohten
Tier- und Pflanzenarten Zuflucht. Das Gebiet ist teilweise auch
durch Bergsenkungen durch den Kohleabbau entstanden und gehört zum
503 Hektar umfassenden Walsumer Grind. Die Auenlandschaft wird von
dornigen Hecken und den typisch niederrheinischen Kopfbäumen
bestimmt. Bisher wurden eine Vielzahl verschiedener Vogelarten als
Brutvögel, Durchzügler und Wintergäste festgestellt. Besonders
auffällig sind die bis zu 10.000 arktischen Bläss- und Saatgänse,
die im Winter das Rheinvorland als Rast- und Äsungsplatz nutzen. |
Beschreibung des Gebietes
Die
Rheinaue Walsum liegt ganz überwiegend auf Duisburger Stadtgebiet;
ein kleinerer Teil im Norden gehört zur Stadt Dinslaken/Kreis Wesel.
Die Rheinaue Walsum trägt ihren Namen streng genommen zu Unrecht,
denn durch den Deich, der das Gebiet in ein Deichvorland und
Deichhinterland trennt, unterliegen gut zwei Drittel des Gebietes
nicht mehr der so genannten Auendynamik: das Deichhinterland wird
bei Hochwasser nicht mehr überflutet und durch die vom Flußwasser
herangebrachten Sedimente angereichert. Im heutigen Deichvorland,
das immer noch vom Hochwasser im Winter überflutet wird, wurden die
für Auen typischen Weichhölzer komplett gerodet und durch Grünland
ersetzt. Außerdem wurde das gesamte Deichvorland in den vergangenen
Jahrzehnten ausgekiest und mit Erde wieder verfällt. Durch
Bergsenkungen infolge des Steinkohlenbergbaues entstanden im Laufe
der letzten 20 Jahre im Gebiet zudem neue Gewässer in einer
ansonsten typisch niederrheinischen Heckenlandschaft. Trotz des
Deiches kommt es im Deichhinterland teilweise zu erheblichen
Wasserstandsschwankungen, die ihre Ursache in den unterschiedlichen
Pegelständen des Rheines haben und zu Veränderungen in der
Vegetation führen, die denen einer echten Aue ähneln. |
Pflanzen- und Tierwelt
Die
Rheinaue Walsum ist, obwohl sie unmittelbar an den Ballungsraum
Ruhrgebiet angrenzt, ein bedeutender Rückzugsort für zahlreiche in
ihrem Bestand bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Für
nordrhein-westfalische Verhältnisse zeichnet sich insbesondere die
Vogelwelt der Rheinaue Walsum durch einen großen Reichtum vor allem
an bedrohten Vogelarten aus. Das Gebiet beherbergt zwischen 90 und
95 Brutvogelarten; rund ein Drittel von diesen findet man auf der so
genannten Roten Liste Nordrhein-Westfalens. Einige dieser Arten
finden sich sogar nur noch an einem oder zwei weiteren Stellen des
Landes oder der Region Niederrhein als Brutvogel (z. B. Tüpfelralle).
Im Herbst und Winter stellt die Rheinaue Walsum ein bedeutendes
Überwinterungsgebiet für zahlreiche Wasservögel dar. Hier sind es
die arktischen Gänse- und skandinavischen Entenarten, die sich in
großer Zahl einfinden (z. B. bis zu 10.000 Bläßgänse). Insgesamt
wurden über 200 Vogelarten im Gebiet festgestellt. Wegen der
zahlreichen Kleingewässer ist das Gebiet der Rheinaue Walsum auch
Heimat vieler Amphibien- und Libellenarten. Aus dem Bereich der
Pflanzenwelt sind rund 375 Arten festgestellt worden; auch hier
einige Rote-Liste-Arten, wie das Kleine Flohkraut. |
Geschichte der Unterschutzstellung
Seit
den 70er Jahren bemühten sich Naturschützer wegen der hohen
ökologischen Wertigkeit der Rheinaue Walsum um eine
Unterschutzstellung. 1983 meldete das Land Nordrhein-Westfalen drei
Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (Ramsargebiete) bei der
UNESCO an, darunter den Unteren Niederrhein, der sich von der
Rheinaue Walsum entlang des Rheins bis zur niederländischen Grenze
erstreckt. Im Oktober 1990 wurde mit rund 550 ha ein Großteil der
Rheinaue Walsum zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1998 ist fast
das gesamte Ramsargebiet Unterer Niederrhein als
EU-Vogelschutzgebiet bei der Europäischen Union gemeldet. Aus der
Vielzahl der vorkommenden Vogelarten möchte ich mich im Folgenden
auf die Gattung der Schreitvögel beschränken. |
Weißstörche in der Rheinaue Walsum
Weißstörche (Ciconia ciconia) konnte man in der Rheinaue in der
Vergangenheit des Öfteren beobachten, zu Brutversuchen aber kam es
nicht. Dieses lag vielleicht auch daran, dass die entsprechenden
Nistmöglichkeiten fehlten. Von Naturschützern wurden deshalb vor
einigen Jahren entsprechende Nisthilfen aufgestellt und erstmals
2010 angenommen. In den Jahren von 2010 bis 2012 schlüpften auch
Jungvögel, wurden aber nicht flügge. Es wurde viel darüber
spekuliert, was wohl der Grund für die Misserfolge gewesen sei, zu
einem sicheren Ergebnis ist man aber nicht gekommen. Sicherlich
haben ungünstige Witterungseinflüsse eine Rolle gespielt, auch die
Verfütterung zu vieler Schnecken wurde als Grund benannt. Dieses
waren natürlich niederschmetternde Ereignisse, waren es doch die
ersten Störche die nach 80 Jahren wieder in der Rheinaue schlüpften.
Was blieb war die Hoffnung darauf, dass sich im Jahr 2013 der Erfolg
endlich einstellen würde. Und tatsächlich wurde der Horst wieder
belegt. Es schlüpften vier Junge, von denen nach ca. drei Wochen
eines spurlos verschwand. Die übrigen drei Jungstörche aber wurden
fürsorglich versorgt und auch das Wetter spielte mit. Die
Wasserstände in der Rheinaue waren im Frühjahr sehr hoch, so dass
wohl auch genügend Futtertiere zu finden waren. Später, als die
Jungen schon etwas größer waren, gab es trockenes Wetter mit viel
Sonnenschein, so dass auch in dieser Hinsicht alles passte.
Besonders während der ersten Lebenswochen, vor allem wenn sie nicht
mehr gehudert werden, kann kaltes und regnerisches Wetter auch zu
Verlusten fuhren. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe (14.07.13),
sind die Jungen schon kräftig gewachsen und machen bereits
Flugübungen. Es dürfte nur noch wenige Tage dauern und sie verlassen
den Horst. In diesem Jahr waren besonders viele Weißstörche in der
Rheinaue zu sehen, an einem Tag konnte ich einmal neun Vögel
beobachten. Von diesen interessierten sich auch zwei für eine zweite
Nisthilfe, des Öfteren standen sie beide gemeinsam in dem Horst, zu
einem Brutversuch aber kam es nicht. Übrigens hat sich der
Niederrhein inzwischen zum Storchenland gemausert, allein in diesem
Jahr sind hier 35 junge Weißstörche flügge geworden! |
Andere Schreitvögel in der Rheinaue Walsum
Die
zahlreichen Gewässer in der Rheinaue Walsum und die
Überschwemmungszonen im Deichvorland bieten auch anderen
Schreitvögeln einen willkommenen Lebensraum: Graureiher (Ardea
cinerea) sind hier sehr zahlreich vertreten. Seit einigen Jahren
kann man aber auch immer wieder einmal den Silberreiher beobachten.
Aufgrund der Klimaerwärmung breitet er sich immer weiter Richtung
Norden aus. Erstmals konnte in diesem Jahr auch der Schwarzstorch (Ciconia
nigra) gesichtet werden, der sich in der Nähe der Weißstörche
aufhielt. Eine Rarität sind ohne Zweifel auch die Löffler (Platalea
leucorodia), die in den letzten Jahren immer mal wieder in der
Rheinaue, besonders im Deichvorland, zu sehen sind. |
Fazit
Mit
der Rheinaue Walsum, direkt vor meiner Haustür gelegen, steht mir
ein tolles Gebiet für Naturbeobachtungen zur Verfugung. Leider hat
es aber auch einen Nachteil: im Einzugsbereich zweier Städte
(Dinslaken und Duisburg-Walsum) gelegen, wird es auch von vielen
Besuchern genutzt. Zum Glück sind die meisten davon aber
Langschläfer, so dass man in den frühen Morgenstunden, wenn die
Vögel ja auch am aktivsten sind, alles in Ruhe genießen kann.
Jürgen Stahl |
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Die
Dingdener Heide |
Die
Geschichte einer Kulturlandschaft
Die Dingdener Heide liegt im Grenzgebiet von
Münsterland und Niederrhein und war bis 1850 eine ausgedehnte,
feuchte Heidelandschaft mit anmoorigen Bereichen. Mehrere
Jahrhunderte lang veränderte sich das Landschaftsbild grundlegend
bis die namensgebende Heide entstand. Diese wurde durch
Aufforstungen von Kiefern zurückgedrängt. Das Holz wurde für den
Bergbau im nahen Ruhrgebiet gebraucht. Nach einem ausgedehnten
Flächenbrand, der den Baumbestand vernichtete, nahm die Viehhaltung
gravierend zu. Der intensive Ackerbau veränderte die Landschaft
endgültig, denn nur die optimal nutzbaren Flächen blieben als
Grünland erhalten.
Naturschutz durch Flächenkauf
Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war das
Gebiet idealer Lebensraum für zahlreiche Vogelarten wie
beispielsweise Kiebitz, Großer Brachvogel, Uferschnepfe und
Bekassine. Deshalb erklärte die Bezirksregierung 1987 Teilbereiche
der Landschaft zum Naturschutzgebiet. In diesem Gebiet von 305
Hektar wurde somit die weitere Zerstörung gestoppt. Der NABU
beteiligte sich zusätzlich früh am Erwerb von Flächen in der
Dingdener Heide, denn nur durch Flächenkauf können nachhaltige
Verbesserungen für Pflanzen und Tiere, die auf diesen Lebensraum
angewiesen sind, erreicht werden. Die gekauften Flächen wurde
umgehend einer den Vorstellungen des Naturschutzbundes
entsprechenden Nutzung zugeführt. |
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Arten sind zurückgekehrt
Das bundesweit bedeutsame Gebiet ist heute
geprägt durch ein Mosaik aus Grünland, Äckern, Kleingehölzen,
Wallhecken. Laubwäldchen und Kiefernwäldern. Mehr als 20 Jahre nach
dem Beginn der Schutzbemühungen haben viele seltene Pflanzen und
Tiere in der Dingdener Heide wieder geeignete Lebensbedingungen,
besiedeln das Gebiet und vergrößern ihre Bestände. Brachvogel und
Kiebitz sind zurückgekehrt, sie brüten hier zusammen mit
Uferschnepfe, Rotschenkel und weiteren Wiesenvögeln. Floristische
Raritäten wie Orchideen, Lungenenzian, Sonnentau und andere
Feuchtgebietspflanzen sind wieder zahlreich zu finden. Mittlerweile
wurde das Naturschutzgebiet auf 370 Hektar vergrößert und besteht
vorwiegend aus Feucht- und Nassgrünland. Es ist ein zentraler
Trittstein für Zugvögel im landesweiten Feuchtwiesenverbund. |
Eigene Beobachtungen
In der Zeitschrift „DER FALKE", Ausgabe 6/2013,
wurde das Gebiet vorgestellt. Ich kannte die Dingdener Heide zwar
schon, denn innerhalb einer Bird-Race-Begehung war ich mit
VDW-Kollegen schon einmal dort. Allerdings hatten wir an diesem Tag
aufgrund von Zeitdruck nicht viel von dem Gebiet gesehen.
Wie ich
heute weiß, hatten wir uns damals auch nicht für den richtigen
Rundweg entschieden. Auch fehlte uns die nötige Kenntnis über das
Gebiet, hatten wir uns doch recht kurzfristig zu diesem Besuch
entschlossen. Der Bericht im „FALKEN" weckte natürlich sofort mein
Interesse, sind darin doch auch die Rundwanderwege benannt. Anfang
Juni machte ich mich dann frühmorgens auf den Weg. Nach einer
halbstündigen Fahrt hatte ich gegen 6:30 Uhr das Ziel erreicht,
konnte aber trotz der groben Wegbeschreibung den Ausgangspunkt des
gewählten Rundwanderweges nicht finden. Mir blieb nichts anderes
übrig als mein Auto auf einem großen Parkplatz abseits des Gebietes
abzustellen und einfach zu Fuß mein Glück zu versuchen. Fragen
konnte man zu diesem Zeitpunkt niemanden. Ich war schon eine Zeit
unterwegs als doch noch ein Autofahrer vorbeikam, der sich auch noch
auskannte.
Dabei erklärte er mir nicht nur den Weg, nein - er fuhr
mich sogar zu meinem Auto zurück und anschließend mit mir im Schlepp
zum Ausgangspunkt. Noch nie zuvor habe ich eine solche
Hilfsbereitschaft erlebt. Meine Exkursion in einen Teil des großen
Gebietes konnte somit beginnen. Durch ein kleines Waldstück führte
der Weg bis hin zum ersten Beobachtungsstand. Auf dem Weg konnte ich
schon verschiedene Vogelarten wie Buchfink, Mönchsgrasmücke, Fitis
und Baumpieper singen hören, durch das dichte Blätterdach waren sie
aber nur selten zu sehen.
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Am Aussichtsturm angekommen, mit einem freien
Blick in die Wiesenlandschaft, war ich dann doch ein wenig
enttäuscht, nur in einem etwas entfernt liegendem Gewässer konnte
ich Kanadagänse und Stockenten sehen. Bedingt durch den späten
Termin war natürlich auch das Gras sehr hoch gewachsen und somit
keine Beobachtungen möglich. Bei unserem ersten Besuch hatten wir
hier noch einige Limikolen sehen können. Also führte mein Weg mich
bald weiter in die Wiesen- und Ackerlandschaft mit den
baumbestandenen Wegen, wo ich Dorngrasmücken, Gartengrasmücken,
Gartenrotschwanz, Bluthänfling und eine Schafstelze beobachten
konnte. Auch der Kuckuck war hier vertreten und ließ sich durch die
Nachahmung seines Rufes auch anlocken. Der trillernde Ruf des
Brachvogels war auf meinem Rundweg wiederholt zu hören, den er
besonders im Flug ertönen lässt. Im hohen Gras dagegen war er nicht
auszumachen. Auf meinem weiteren Weg sah ich dann aber noch einige
auf frisch gepflügten Äckern bei der Nahrungssuche. Insgesamt bekam
ich an diesem Morgen sicherlich so an die zwanzig Brachvögel zu
sehen, ein tolles Erlebnis. Kiebitze und Graureiher waren zahlreich
auf den frisch gemähten Wiesen zu sehen, wo sie wohl besonders
erfolgreich bei der Nahrungssuche waren. Nach einer guten Stunde
erreichte ich dann die zweite Aussichtskanzel mit einem
faszinierenden Blick auf die zentralen Feuchtwiesen. Hier brüten vom
Aussterben bedrohte Wiesenvögel wie der Brachvogel, der Rotschenkel
oder die Uferschnepfe. An den im Gebiet befindlichen Wasserstellen
halten sich gerne Graugänse auf. Leider war auch hier die
Beobachtung durch das hohe Gras kaum möglich. Dennoch, allein der
Anblick einer intakten Natur und die absolute Stille um mich herum,
nur unterbrochen vom Vogelgesang, waren schon ein längeres Verweilen
wert. Zurückblickend lässt sich sagen, dass sich ein Besuch der
Dingdener Heide lohnt. Allerdings denke ich, dass das zeitige
Frühjahr und der Herbst die besseren Jahreszeiten dafür sind, nutzen
doch viele Vogelarten auf ihrem Zug dieses Gebiet als Zwischenstopp.
Ich werde jedenfalls wiederkommen.
Jürgen Stahl |
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Schwarzstorch
(Ciconia nigra)
Anmerkung
zum Bericht im Heft 2/2012 von Theodor Mebs und
Gerd Schulte.
Ich
möchte einerseits den beiden Verfassern des o.a. Berichtes ein
herzliches Dankeswort für die sehr umfassende Beschreibung der
Lebensweise dieser seltenen eurasischen Vogelart aussprechen und
andererseits die Erkenntnisse gerne um meine eigenen Beobachtungen
ergänzen:
Zum
Absatz „Verbreitung" hier eine Anmerkung:
Das Bundesland
Rheinland-Pfalz ist in der Auflistung zur Verbreitung dieser
scheuen, heimlich lebenden Vogelart nicht aufgelistet. Der
Eifel-Ardennen-Bereich (und hier vorwiegend das Grenzgebiet im
Dreiländereck Deutschland, Luxemburg, Belgien) ist aber ebenfalls
ein Gebiet, in dem der Schwarzstorch schon seit sehr langer Zeit als
Brutvogel bekannt ist. Sowohl mein Vater (geb. 1909, verst. 1963)
wie auch andere, ältere Eitler Bauern und Jäger, haben schon
Schwarzstorchvorkommen in der Eifel bestätigt und mir von ihren
Beobachtungen der Schwarzstörche im Zeitraum vor und zwischen den
beiden Weltkriegen (1914 -1918 und 1939 - 1945) berichtet.
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Paul Dohm |
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Ich
selbst beobachte als „Wald- und Vogelfreund" Horste von
Schwarzstörchen (mit Jungenaufzuchten) seit Mitte der 1970er Jahre
und möchte hier einige meiner Erkenntnisse und Erfahrungen anfügen,
um unser gemeinsames Bild zu Ciconia nigra weiter zu komplettieren:
1978 konnte ich in der Westeifel erstmals durchgängig ein Brutpaar
dabei beobachten, wie es zwei Jungstörche großzog. Im zweiten Jahr
folgten dann drei Jungvögel und dann sieben Jahre in Folge jeweils
vier. Danach folgten zwei Jahre mit drei Jungstörchen und
letztendlich noch eine Brut mit zwei Jungvögeln. Da Schwarzstörche
erst ab dem 3. Lebensjahr fortpflanzungsfähig sind, muss das Paar
bei Aufgabe des Brutgeschäftes im Jahr 1989 also mindestens 13 Jahre
erfolgreich gebrütet haben und ca. 16 - 17 Jahre alt gewesen sein.
Danach war der Horst in einem sehr schlechten Zustand und wurde
nicht mehr benutzt - wohl auch, weil das Storchenpaar bereits zu alt
war. Da die Altstörche nicht beringt waren, kann ich nur vermuten
dass es all die Jahre dasselbe Paar war, das dann in 13 Jahren
immerhin 41 Jungvögel hatte. Die kontinuierlich guten Aufzuchten
sind wohl ein Indiz für reichliche Nahrungsangebote hier in den
kleinen Bächen, Feuchtwiesen und Mooren und auch aus den reichlich
angelegten Fischweihern. Ein sehr guter Bekannter hat in nicht allzu
großer Entfernung zu diesem Horststandort einen solchen Fischweiher,
den er allerdings kaum nutzt. Er freut sich aber natürlich, wenn er
dort „hohen Besuch" beobachten kann. Es war 1978 bestimmt nicht die
erste Brut auf diesem Horst. Ich beobachtete im Jahr davor einen
Atzung tragenden Altvogel, der von einem Mäusebussard (Buteo buteo)
angebettelt wurde, wodurch ich mein Suchgebiet dann auch erheblich
einschränken konnte. Zwei Jahre zuvor hatte ich zwar immer wieder
Schwarzstörche in dieser Gegend beobachten können, die Eifelwälder
bis dato aber erfolglos nach dem Horst abgesucht. In diesem
Waldgebiet sind seit dem Anfang meiner Beobachtungen zwei weitere
Horste gebaut worden. Leider sind aus einem der Horste aber in 2010
und 2011 keine Jungvögel groß geworden. Schließlich wurde dieser
Horst dann in 2012 nicht mehr von den Schwarzstörchen besetzt. Der
Horst ist in einem ziemlich schlechten Zustand, der Horstbaum zeigt
Pilzbefall. In 2011 habe ich bei einer Kontrolle unter dem Horst
Reste einer Eierschale finden können - wohl ein Indiz, dass der
Horst von einem Nesträuber aufgesucht wurde (evtl. von Marder,
Rabenkrähe oder Kolkrabe). Diesbezüglich fand ich aber keine
weiteren Anhaltspunkte, wie z. B. Krallenspuren am Stamm oder
ähnliches (Anm.: Eierschalen in Nestnähe findet man üblicher Weise
nur bei Nestflüchtern). Einer der Altvögel war mit Ringnummer CC72
beringt - einer Beringung aus der französischen Region „Ardennes" im
nordöstlichen Frankreich, Nähe Reims - nicht zu verwechseln mit der
Eifel-Ardennen-Region im Grenzgebiet zu Deutschland.
Ein
weiterer Horst, den ich seit Jahren beobachte, wurde Ende März 2012
bezogen und auch bebrütet. In diesem Horst wurden in meiner
Beobachtungszeit bis 2010 jährlich vier Jungvögel großgezogen, in
2011 waren es noch drei. Nun war ich natürlich sehr neugierig, ob in
2012 wieder drei - oder evtl. auch nur zwei -Jungvögel zu beobachten
wären, was wohl ein bevorstehendes Verlassen dieses Brutplatzes
angekündigt hätte. Bei einigen Besuchen saß ein Altvogel tief im
Horst, anscheinend brütend, ein anderes Mal stand er im Horst, mit
dem Schnabel vorsichtig im Horst tätig. Leider sollen in
Rheinland-Pfalz (lt. Planungen der Landesregierung) auch in den
Waldgebieten neue Windkraftanlagen errichtet werden. Um wenigstens
größere Waldgebiete auszunehmen und die Behörden frühzeitig auf die
Horste von Schwarzstörchen aufmerksam zu machen und zu
sensibilisieren, habe ich Herrn Dr. Joachim Streit, Landrat des
Eifelkreises Bitburg-Prüm, und den Verbandsbürgermeister der
Verbandgemeinde Arzfeld, Herrn Andreas Kruppert, zu einem Besuch bei
den Schwarzstörchen überreden können. Beide Herren waren begeistert,
zumal sie einen Altvogel, auf dem Horst stehend, beobachten konnten.
Für Schwarzstorchhorste sollten zusammenhängende
Altholz-Mischwaldflächen von mindestens 300 - 500 ha Fläche
verfügbar sein. |
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Mich
selbst sorgte allerdings an jenem Tag das Verhalten des Altvogels -
ich möchte es als „apathisch" bezeichnen. Ich beobachtete den Horst
daraufhin an den folgenden Tagen mehrmals von meinen
Beobachtungsplatz und teilweise über mehrere Stunden, jedoch ohne
nochmals einen Schwarzstorch - oder auch nur Bewegungen am oder im
Horst feststellen zu können. Normalerweise hätte man zu dieser Zeit
bereits größere Jungstörche im - bzw. auf dem Horst sehen müssen.
Anscheinend waren keine Jungvögel geschlüpft. Auch wenn solche
Brutausfälle für einen Waldvogelfreund schmerzlich sind: Die
Schwarzstorchvorkommen haben bei uns in Rheinland-Pfalz in den
letzten Jahren zugenommen und sich auf den Hunsrück und wohl auch
auf den Pfälzerwald, den Westerwald und auf das Randgebiet zum
Saarland ausgebreitet. Als Horstbäume sind fast immer Buchen in
Laubholz-Mischbeständen ausgewählt worden, wohl deshalb, weil die
Buchen hier im Frühjahr ca. 3 - 4 Wochen früher als Eichen belaubt
sind und dann ein schützendes Blätterdach über dem Horst steht.
Meistens sind es Bäume an leichter Hanglage in östlicher bis
südöstlicher Richtung. Der Stammdurchmesser beträgt in der Regel
mindestens 50 cm. Diese Kenntnis hat mir das Auffinden von Horsten
bedeutend erleichtert.Ansonsten
gibt der Bericht aus Heft 2 / 2012 bestens Einblick in die
Biotopansprüche. Der dort aufgeführte Aktionsradius ist bei uns
jedoch um einiges größer, was wohl der Landschaft und der geringen
Bevölkerungsdichte hier geschuldet ist. Schwarzstörche sind
allerdings immer noch selten zu sehen bzw. man braucht auch ein
„Auge" dafür. Manche Leute sehen einfach nicht hin, weil sie glauben
einen Graureiher (Ardea cinerea) vor sich zu haben, andere reden von
einem Schwarzstorch und haben tatsächlich aber einen Graureiher
gesehen. |
Für geübte
Beobachter ist es in der Westeifel aber nicht ungewöhnlich, einen
Schwarzstorch fliegen zu sehen, wenn diese tagsüber zu ihren
Jagdgebieten unterwegs sind. Man braucht nur Geduld und das Wissen,
wo die Jagdgebiete sind. Außerdem fliegen die Störche meistens
niedrig über die Baumwipfel, so dass man sie kaum gegen den
„dunklen" Waldhintergrund entdeckt. Erfreulicher Weise bekomme ich
selbst mittlerweile „direkt" Besuch von einem Schwarzstorch, ohne
auf Beobachtung gehen zu müssen: Keine 300 Meter von unserem Hof am
Ortsrand von Arzfeld entfernt, besucht seit zwei Jahren ein
Schwarzstorch den hier noch schmalen Bachlauf der Enz. Dort steht
er, gedeckt von der Ufervegetation, am Wasser um Beute zu machen und
nur wenige Menschen nehmen ihn zur Kenntnis - höchstens beim An -
oder Abfliegen. Dieser Vogel ist nicht beringt und nicht besonders
scheu, manchmal fliegt er nur 50 - 60 m weit und steht dann ruhig
auf einer Wiese. Es handelt sich evtl. um den Partner von CC 72
(siehe oben). Dem Aussehen des Gefieders nach zu urteilen füttert
dieser Altvogel größere Junge und ich hoffe, dessen Horst bald
ausfindig zu machen, um weitere Beobachtungen vornehmen zu können.
In der weiteren Umgebung von Arzfeld war im Übrigen Ende August bis
Mitte September 2011 häufig ein junger, beringter Schwarzstorch zu
beobachten. |
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Dieser Vogel
wurde in Brandenburg beringt (Ringnummer T 320). Weierhin hielt sich
ein junger Schwarzstorch mit Ring-Nr. T 474 in Nähe von Pronsfeld
auf und wurde später in Belgien ausgiebig von Herrn Dany Tielens
fotografiert. Im alten BNat Sch G § 20 f Abs. 3. stand noch: Es ist
verboten ... wildlebende Tiere der streng geschützten Arten und der
europäischen Vogelarten an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder
Zufluchtstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche
Handlungen zu stören. Ähnliches stand auch in Abs. 4. über Standorte
wildlebender Pflanzen. Im Neuen BNatSchG vom Mai 2012 sind diese,
nach meiner Meinung überzogenen, Einschränkungen so nicht mehr
aufgeführt. Hier ist nur noch die Rede vom Verbot „ ...erheblich zu
stören ... ". Kein echter Naturfreund wird sich bei Beobachtungen,
die ja hauptsächlich aus Schutzgründen durchgeführt werden,
erheblich störend verhalten. Natürlich stehe ich bezüglich meiner
Beobachtungen in regem Kontakt mit den zuständigen Behörden
(Kreisverwaltung und Forstämter). Seit 1978 kam es bei meinen
Beobachtungen nur zweimal zu Kontakten mit Personen im Wald, einmal
mit einem Jagdpächter und einmal mit einem Ehepaar, das ebenfalls
einen Horst beobachtete. Für die mir mitgeteilten Beringungsdaten
möchte ich Forstamtsleiter, Herrn Karl-Heinz Heyne danken, der die
Schwarzstörche hier im Eifelkreis Bitburg-Prüm beobachtet und Daten
über beringte Jungstörche und Horste an entsprechende Stellen
weiterleitet. Herrn Heyne verdanke ich außerdem viele interessante
Fotos von durchziehenden, beringten Jungstörchen und Aufnahmen von
Störchen auf dem Horst. |
Beobachtungsregeln:
Für die
Beobachtungen habe ich mir folgende Regeln auferlegt:
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Die
Horststandorte sollten weitestgehend geheim gehalten werden -
Besuche und Beobachtungen sollen keinem „touristischen" Zweck
dienen.
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Ich vermeide
Besuche im Wald an Wochenenden, um die Jägerschaft nicht zu
stören.
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Grundsätzlich
ist gedeckte, unauffällige Kleidung zu tragen.
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Um eine
Störung des Horstes auszuschließen, wird sich nur bis zu einem
sicheren Beobachtungsplatz angenähert.
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Während der
ersten Wochen darf das Horstgebiet nur ganz selten und nur bis auf
mehrere 100 Meter Sicherheitsabstand besucht werden, um die Vögel
nicht zu beunruhigen.
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Erst wenn die
Altvögel fest auf Eiern sitzen oder Junge füttern, darf sich näher
an den Horstbereich - und dies selten und vorsichtig - angenähert
werden. Ich rate allerdings, hierbei nicht zu schleichen, sondern
„normal" durch den Wald zu gehen. Wichtig ist, den Kopf etwas
gesenkt zu halten und nur aus den Augenwinkeln zu beobachten, wie
sich der Altvogel auf dem Horst verhält. Direkten Blickkontakt,
also das ganze Gesicht zum Horst zu wenden, vermeide ich. So kann
man - ohne die Altvögel zu beunruhigen - am Horst vorbeigehen und
sich in sicherer Entfernung einen Beobachtungsplatz wählen.
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Sowohl
direkter Blickkontakt, wie auch Anschleichen, bedeutet für den
Storch immer Gefahr und muss unbedingt vermieden werden.
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Solange der
Horst bewohnt ist, darf der Horstbaum nicht aufgesucht werden,
außer zum Beringen von Jungstörchen durch den Berechtigten.
Die Angaben in
meinem Bericht über das Leben der Schwarzstörche entstammen aus
meinen eigenen Beobachtungen, sind nicht wissenschaftlich
dokumentiert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Paul Dohm,
Eifeler Vogelfreunde e.V. Bitburg |
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